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Stiftung Warentest kritisiert Sicherheit deutscher Kinderprodukte
Im Rahmen einer Pressekonferenz zum Thema „Sicherheit von Kinderprodukten“ hat die Stiftung Warentest über die mangelnde Produktsicherheit deutscher Baby- und Kinderartikel informiert. Eine Auswertung aller Tests von Kinderprodukten aus den Jahren 2017 und 2018 hat gezeigt, dass 28 % aller getesteten Waren erhebliche Sicherheitsmängel aufweisen.
Hubertus Primus, Vorstand Stiftung Warentest, gibt an, dass von 279 Produkten aus 15 Untersuchungen bei 78 Artikeln schwere Sicherheitsprobleme festgestellt wurden. „Kinderprodukte schneiden also in puncto Sicherheit deutlich schlechter ab als alle anderen Konsumgüter. Sie bergen Unfallgefahren, sind schadstoffbelastet oder versagen bei der Datensicherheit“, so Primus bei der Pressekonferenz. Schadstoffbelastung und Sicherheitsmängel in der Konstruktion sind jene Probleme, die Stiftung Warentest schon länger bekannt sind. Als Beispiele führt Primus Erstspielzeug für Babys, Tinten und Stifte, Spielschleim sowie Kinderwagen an. In den Griffen von Buggys und Kombi-Kinderwagen sowie in den Gurt- und Stoffbezügen werden regelmäßig bedenkliche Schadstoffe wie Bor, Naphthalin und Formaldehyd gefunden. Weichmacher sind vor allem im Kinderspielzeug ein Problem, da dieses von Kindern naturgemäß berührt und in den Mund genommen wird. Sämtliche Schadstoffe, die von Stiftung Warentest gefunden wurden, gelten als potenziell krebserregend.
Konstruktionsschwächen und Verarbeitungsfehler stellen ebenso ein Risiko für die Kleinsten dar. Im Kinderhochstuhl-Test (test 06/2018) konnte nachgewiesen werden, dass bei einigen Modellen eine erhöhte Verletzungsgefahr besteht. Hochstühle mit Babywippe können kippen, bei einem anderen Modell wiederum ist es möglich, dass das Kind nach unten durch den Sitz rutscht und schlimmstenfalls mit dem Kopf hängen bleibt. Sicherheit ist auch beim Transport ein wichtiges Thema. Daher führt Stiftung Warentest regelmäßige Tests aktueller Autokindersitze durch. Die Überprüfung 11/2017 ergab, dass zwei Modelle den Crashtest beim Frontalaufprall nicht bestanden haben. Ein Sitz hat sich von der Basis gelöst, beim anderen Sitz öffnete sich der Haken der Isofix-Halterung.
Die Experten von Stiftung Warentest empfehlen, Verbesserungen auf Produktionsebene sowie auf rechtlicher Ebene anzustreben. Einerseits seien Hersteller gefordert, verstärktes Augenmerk auf Produktqualität zu legen, andererseits müsse die Gesetzgebung auf EU-Ebene überdacht werden. Ziel sollte es sein, jene Produkte, die von Kindern häufig genutzt werden, aber nicht als Kinderspielzeug klassifiziert sind, hinsichtlich Schadstoffbelastung sinnvoll zu regulieren. Derzeit fallen diese Artikel nicht unter die EU-Spielzeugrichtlinie.